
Ich bin Sabine, Jahrgang 1974, ein Kind des Ruhrgebiets und immer noch auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, was ich mal werden möchte, wenn ich groß bin. Bis dahin greife ich einfach beherzt zu, wenn mir das Leben eine Chance bietet. Denn die meisten Menschen bereuen am Ende ihres Lebens nachweislich nicht die Dinge, die sie getan haben – sondern all die Dinge, die sie nicht getan haben. Genau das sage ich mir immer, wenn die kleine quengelnde innere Stimme Einsprüche erhebt.
Es verwundert daher nicht, dass mein Lebensweg bisher nicht unbedingt geradlinig verlief. Das ging schon beim Studium los, denn meinen erster Versuch, einen akademischen Abschluss zu erwerben, habe ich direkt wieder abgebrochen. Wenn man kein Talent für Mathe hat, sollte man nicht Wirtschaftswissenschaften studieren. Das zweite Semester habe ich daher vor allem damit verbracht, herauszufinden, was ich lieber studieren will. Und beschlossen, einfach etwas zu wählen, was mir Spaß macht – der Rest wird sich schon ergeben. Hat er auch. Es wurde ein Trio aus Geschichte, Germanistik und Anglistik. Parallel habe ich in alle Bereiche des Journalismus reingeschnuppert. Dem Spaß am Schreiben folgend habe ich nach dem Studium als Redakteurin in einer Public Relations Agentur gearbeitet, bevor ich in die Pressestelle einer Behörde gewechselt bin.
Plötzlich Diplomat
Es hätte eine schöne Karriere im journalistischen Bereich werden können. Wurde es aber nicht. Unruhig von zu viel Routine und hungrig nach Neuem habe ich aus einer Laune heraus angefangen, nach Feierabend Niederländisch zu lernen. Nicht ahnend, dass das mein Ticket für einen Job mit Diplomatenpass in Den Haag werden würde. Und der Beginn einer großen Liebe zu Containerschiffen. Mit besagtem Diplomatenpass zog ich von den Niederlanden aus direkt weiter nach New Delhi. Nicht die große Liebe, aber durchaus lehrreich. Nach fünf Jahren im Ausland und um viele Erfahrungen reicher ging es schließlich zurück ins schöne Nordrhein-Westfalen.
Flugs die Behörde gewechselt und dort ein paar Jahre im Bereich internationale Zusammenarbeit gearbeitet. Bis das Fernweh wieder kribbelte. Mit inzwischen zarten 43 beschloss ich kurzerhand, dass es Zeit ist, mir einen Traum zu erfüllen: ein Jahr in Kyoto leben. Also habe ich unbezahlten Urlaub beantragt, meine Wohnung aufgelöst, ein one-way Ticket nach Japan gekauft und DEN MANN nochmal fest gedrückt. Zwölf Monate habe ich Sushi und Grüntee-Eis geschlemmt, bin durch Tempel und Schreine spaziert, habe mich der geballten Hello Kitty!-Niedlichkeit ausgesetzt und die Schulbank gedrückt in dem Versuch, Japanisch zu lernen.

Alles muss man selber machen!
Gelernt habe ich viel. Nicht unbedingt Japanisch. Aber viel über mich. Und meine neue große Liebe zu Vulkanen. Außerdem das technische Know-how zum Bloggen, denn in Kyoto entstand mein erster Blog Kimono Chroniken. Weil mir das Bloggen so viel Spaß gemacht hat, habe ich gegen Ende meines Japan-Jahres beschlossen, dass es ein neues Online-Projekt geben soll. Ich war selber schon länger vergeblich auf der Suche nach einer Seite, auf der ich mich wiederfinden konnte mit meinem Gefühl, dass die Jahre ab 40 mit die besten meines Lebens sind. Und weil es sowas nicht gab, habe ich kurzerhand beschlossen, es selber zu machen. Der Name Midlife Kracher war schnell gefunden. Um die Idee im Detail auszuarbeiten, dazu hatte ich auf dem Rückweg von Japan nach Deutschland mehr als genug Zeit. Denn – noch so ein Traum, den ich mir endlich erfüllt habe – ich bin mit einem Containerschiff nach Hause gefahren! 28 Tage auf hoher See, inklusive einer Fahrt durch den Suez-Kanal.
Und das Ergebnis vieler Stunden meditativen Starrens aufs Meer ist dieser Blog! Hier schreibe ich über all das, was mich – und wahrscheinlich auch Dich, denn sonst wärst Du nicht hier – in dieser Lebensphase bewegt. Ich teile hier Erfahrungen aus meinen Auslandsjahren ebenso wie dem alltäglichen Versuch, mein Leben zu vereinfachen, um mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge zu haben. Hier schreibe ich über neue Projekte, die mich zwingen, meine Komfortzone zu verlassen und stetig zu wachsen. Damit ich irgendwann doch mal weiß, was ich werden möchte, wenn ich groß bin.