Das Lebensglück ist was?! Ein U! Jedenfalls dann, wenn man Lebensglück in eine statistische Kurve packt, die sieht dann nämlich genau so aus wie in U. Mit Mitte 20 sind wir äußerst zufrieden mit uns und unserem Leben. Mit Ende 40 dagegen stecken wir in einem tiefen Loch – ja, die Midlife Crisis existiert zumindest in der Statistik sehr deutlich. Aber danach geht es steil bergauf und wir werden immer zufriedener und glücklicher. Zufriedener sogar, als mit Mitte 20. Grund genug, sich jeden Tag aufs Älterwerden zu freuen!
Was das Glück betrifft, durchlaufen wir im Leben drei Phasen. Mit Mitte 20 haben wir das Gefühl, die ganze Welt steht uns offen. Wir wollen etwas erreichen, uns in Abenteuer stürzen. Das ist die Phase, in der wir auch stark motiviert sind, etwas Neues zu lernen. So entsteht Innovation, dieser Drang hilft der Menschheit, sich weiter zu entwickeln. Ab 40 geht es dann abwärts. Die Mehrfachbelastung aus Karriere, Familie, Hypothek, Scheidung und was sonst noch an unseren Nerven zehrt, lässt uns Glück ganz anders erleben. In der so genannten Rushhour des Lebens sind wir vor allem dann glücklich, wenn wir mal kurz durchatmen können. Es muss keine Weltreise mehr sein, ein paar Tage Urlaub an der Nordsee etwa machen uns da schon zufrieden. Oder wenn nach einer stressigen Phase im Büro einfach wieder nur Dienst nach Vorschrift angesagt ist. Statistisch gesehen ist der Tiefpunkt in Sachen Lebensglück mit 47 erreicht.
Die Magie des Älterwerdens
Nach der Rushhour kommt das genaue Gegenteil. Wir lernen, loszulassen. Wir wissen, was uns wichtig ist und was nicht. Wir können endlich genießen, was wir erreicht haben. Damit einher geht die Erkenntnis, dass es nicht immer noch höher, weiter, schneller gehen muss. Die nächste Beförderung? Bringt zwar mehr Geld, aber auch mehr Stress – ist es das wirklich wert? Zeit für den Garten oder ein neues Hobby ist vielleicht wertvoller. In dieser Phase setzen auch die ersten Zipperlein ein. Die Knie knacken, die erste Lesebrille wird fällig, aber wir nehmen es trotzdem leicht. Weil wir unsere Erwartungen den Umständen anpassen. Erwartungsmanagement nennt das der Wissenschaftler. Oder auch Zufriedenheitsparadox. Denn obwohl es uns objektiv zumindest körperlich schlechter geht als in jungen Jahren, sind wir subjektiv damit zufriedener. Und zumindest seelisch geht es uns tatsächlich deutlich besser als den Jungen, die sich noch beweisen müssen und deswegen psychisch deutlich mehr belastet sind.
Während wir uns in jungen Jahren beweisen wollen und in der Mitte des Lebens das Gefühl haben, wir werden von der Ereignissen überrollt, erreichen wir mit etwa Mitte 50 den Punkt, wo wir das Leben so richtig genießen können. Wir müssen weder uns noch anderen etwas beweisen. Wir sind da, wo wir sind, genau richtig. Tatsächlich zeigen Forschungen, dass wir in der zweiten Lebenshälfte sogar zufriedener sind als in jungen Jahren. Und nicht nur das, wer dem Älterwerden gelassen entgegen tritt, der lebt bis zu sieben Jahre länger und verringert das Risiko, an Demenz zu erkranken. Die wird nämlich durch Stress befördert, also tun wir gut daran, uns durch Lachfalten einfach nicht stressen zu lassen.
Abwarten und glücklich werden
All das sind natürlich nur statistische Mittelwerte. Menschen, die einen schweren Schicksalsschlag erleiden, durchlaufen diese Phasen oft schneller und kommen viel früher an den Punkt, an dem sie mit sich und ihrem Leben im Reinen sind. Andere haben ein ungemein ausgeglichenes Naturell und lassen sich in der Lebensmitte von der Mehrfachbelastung aus Job, Familie und den üblichen Verpflichtungen erwachsener Menschen viel weniger stressen als der Durchschnitt. Für alle aber gilt: die Chance, im Alter zufrieden zu sein, steigt mit jedem Tag.
Und für Glück im Alter sorgt nicht nur unsere Seele. Auch körperlich geht es uns in der zweiten Lebenshälfte so gut, wie keiner Generation vor uns. Ein 70-Jähriger hat heute den Gesundheitszustand eines 60-Jährigen vor einer Generation. Vorausgesetzt, man ruiniert sich die Gesundheit nicht durch verpfuschte (und völlig überflüssige) Schönheitsoperationen. Alles in allem also richtig gute Aussichten. Erst recht, wenn man bedenkt, dass wir gar nicht viel tun müssen, um glücklich zu werden. Einfach nur abwarten und das Leben genießen. Dann kommt das Glück von ganz alleine.
