Wer morgens sein Bett macht, der wird damit zu einem besseren Menschen. Ein bisschen jedenfalls. Denn Menschen, die jeden Morgen die Kissen ordentlich aufschütteln, sind produktiver, glücklicher und schlafen auch noch besser. Ganz abgesehen davon, dass sich das Thema offenbar prima eignet, um darüber Bestseller-Bücher zu schreiben.
Der Hype ums Bettenmachen hat seinen Ausgangspunkt in den USA. Im Jahr 2014 ging eine Rede von Admiral William H. McRaven viral, die er vor Absolventen der Universität von Texas hielt. McRaven erzählte darin von seinen Erfahrungen während der Ausbildung zum Navy Seal, einer Spezialeinheit der US-Streitkräfte. Eine der ersten Lektionen, die er lernen musste: jeden Morgen das Bett machen. Und zwar so, dass seine Vorgesetzten nichts daran auszusetzen fanden. Was sich in der Rückschau als äußerst lehrreiche Erfahrung entpuppte.
Der erste von insgesamt zehn Ratschlägen, die McRaven den Absolventen mit auf den Lebensweg gibt, lautet daher auch: Macht jeden Morgen Euer Bett! Denn so startet man mit dem guten Gefühl in den Tag, schon am frühen Morgen die erste Aufgabe erledigt zu haben. Das setzt den Ton für den Rest des Tages und motiviert, noch mehr zu erledigen. Gleichzeitig ist es eine gute Übung in Sachen Selbstdisziplin. Und schließlich steckt im Bettenmachen noch die wichtige Lektion, dass kleine Dinge einen Unterschied machen können. Und wer die kleine Dinge nicht ordentlich erledigt, so McRaven, der wird auch nie Großes erreichen. Drei Jahre nach seiner viel beachteten Rede hat der Admiral dann ein Buch veröffentlich, das auf Deutsch unter dem Titel Mach Dein Bett erschienen ist. Die englische Ausgabe trägt gleich noch einen sehr selbstbewussten Untertitel: “Kleine Dinge können Dein Leben verändern – und vielleicht die Welt.”

Die positiven Effekte des Bettenmachens
Inzwischen wird der Ratschlag, morgens die Kissen ordentlich aufzuschütteln, von Karriereratgebern ebenso gerne genutzt wie von Lifestyle-Gurus. Auch erfolgreiche Unternehmer brüsten sich damit, so den Tag zu beginnen. Bestseller-Autor und Multi-Millionär Tim Ferriss etwa macht morgens als erstes sein Bett, seit ihm ein Hindu-Mönch diesen Ratschlag gegeben hat, als Ferriss auf Sinnsuche war. Es helfe ihm, sich zu erden, so Ferriss, und gebe ihm das Gefühl, dass es Dinge gibt, die er kontrollieren kann, egal, was um ihn herum passiert.
Umfragen ergaben, dass Menschen, die jeden Tag ihr Bett machen, glücklicher und erfolgreicher sind als Menschen, die morgens zerwühlte Laken zurück lassen. Auch schlafen die Bettenmacher besser. Eine wissenschaftliche Erklärung dafür steht noch aus. Vermutlich hat es aber etwas damit zu tun, dass die Bettenmacher mit mehr Selbstdisziplin und Motivation in den Tag starten. Eine aufgeräumte Umgebung trägt zudem nachweislich dazu bei, dass Menschen dann auch strukturierter ihren Tag angehen. Grundsätzlich gilt außerdem, dass unser Hirn Routinen mag, die geben ihm nämlich Sicherheit und das gute Gefühl, das alles in Ordnung ist – und lassen ihm damit Raum für Kreativität. Weswegen viele erfolgreiche Menschen auf eine Morgenroutine schwören, sei es Sport, Meditation oder eben Bettenmachen.
Aber selbst wenn sich all das eines Tages doch nur als Humbug erweisen sollte: allein der Glaube daran, dass das Bettenmachen uns zu einem besseren Menschen macht, macht uns zu einem besseren Menschen. Ich gehe dann mal die Kissen aufschütteln und die Bettdecke glatt ziehen.