Reh auf Mijajima

Drei gute Gründe, warum ich gerne alleine reise

Für viele Menschen ist es eher eine Horrorvorstellung, alleine reisen zu müssen. Ich dagegen finde, dass das Reisen ohne Begleitung durchaus Vorteile hat. Und je älter ich werde, umso mehr schätze ich diese Form, die Welt zu entdecken. Und das aus ein paar guten Gründen.

1. Keine Kompromisse

Versteht mich nicht falsch, ich habe DEN MANN wirklich gerne und es macht Spaß, gemeinsam mit ihm zu verreisen. Ich gehe auch immer mal wieder mit einer Freundin auf Tour. Aber für Städtetrips zum Beispiel ist das Reisen ohne Begleitung ideal. Angucken, was ich will und so lange ich will. Pause machen, wann ich will. Tolle Sachen zwei Mal angucken. Langweilige Museen direkt wieder verlassen. Einfach mal ‘ne Stunde aufs Meer schauen und die Gedanken schweifen lassen. Alles kann, nichts muss … ich absprechen mit irgendwem. Und so bin ich in Oslo mit den öffentlichen Fähren stundenlang über den Fjord geschippert und habe mir den Wind um die Nase wehen lassen. In Melbourne habe ich an einer Führung zu den schönsten Graffiti-Kunstwerken der Stadt teilgenommen. Und in Japan einfach nur ganz entspannt einen halben Tag dabei zugeguckt, wie mein Lieblingsvulkan Sakurajima vor sich hin raucht. Ob ich an einem Tag gleich drei Museen, zwischendurch eine Kirche und anschließend noch eine Burgruine ansehe will – oder lieber den ganzen Nachmittag im Café sitzen, lesen und mir die Leute anschauen möchte. Ich kann tun und lassen was ich will. Und muss niemanden fragen, ob er das mitmachen will.

2. Gerade eben noch reinkommen

Vor allem beliebte Touristenattraktionen sind schnell mal ausverkauft. Wohl dem, der alleine daher kommt. Nach Robben Island, der berüchtigten südafrikanischen Gefängnisinsel, auf der auch Nelson Mandela einsitzen musste, bin ich nur gekommen, weil ich alleine am Ticketschalter stand. Alle Touren für den Tag waren ausverkauft. Aber eine kleine Gruppe fragte nach, ob sie ein einzelnes Ticket zurückgeben könnte, weil jemand krank geworden ist. Die Dame am Ticketschalter bedauerte, man nehme keine Tickets zurück – und ich habe direkt mal gerufen, dass ich es der Gruppe gerne abkaufe. Gesagt, getan. Und so bin ich dann doch noch auf die Insel gekommen. Das ist nur einer von vielen ähnlichen Momenten, die ich auf meiner Reise erlebt habe. Da bekomme ich noch so eben das letzte Ticket für eine Stadtführung, obwohl diverse Pärchen schon länger anstehen – aber eben zwei Karten brauchen. Oder den letzten Platz an der Theke eines angesagten Restaurants, während draußen Leute stehen und auf einen Tisch für vier Personen warten.

Vulkan Sakurajima in Japan
Und er raucht und raucht – mein Lieblingsvulkan Sakurajima in Japan

3. Meet the locals

Wer alleine unterwegs ist, kommt automatisch schneller ins Gespräch mit den Leuten vor Ort. Und man muss sich dazu gar nicht groß anstrengen, sondern wird oft und in der Regel höflich von der anderen Seite angesprochen. Und mancher Einheimischer nimmt sich sogar Zeit für mehr als nur einen kurzen Schwatz. So wurde ich in Kyoto von einem japanischen Millionär zum Mittagessen eingeladen, den ich bei der Einbürgerung kennengelernt habe. Der Mann schloss gerade die zweite Scheidung ab, erfuhr ich dabei, aber leider hatte ich da schon DEN MANN erwähnt und meine Chancen auf eine Leben als Millionärsgattin Nummer drei ruiniert. In Wien hat mir einmal ein Tierpfleger vom Tiergarten Schönbrunn einen ganz privaten Blick hinter die Kulissen des Zoos gewährt – und ich musste nicht einmal Eintritt zahlen.

Mit gesundem Menschenverstand

Nicht nur beim Alleinreisen sollte man unterwegs natürlich immer Vorsicht und gesunden Menschenverstand walten lassen. Ich steige nicht auf jedes von Einheimischen angeknüpfte Gespräch ein. Wenn mein Bauchgefühl eher negativ ist, dann verabschiede ich mich schnell und höflich, aber sehr entschieden. Als ich eine Zeit lang alleine in Indien gelebt habe, habe ich regelmäßig einen angeblichen Ehering getragen, weil eine verheiratete Frau dort einfach mehr respektiert wird. Klar sein dürfte auch, dass in vielen Ländern dieser Welt die ungewollte Aufmerksamkeit umso größer wird, je knapper die Kleidung ist. Grundsätzlich reise ich zudem immer nur mit sehr leichtem Gepäck, damit ich unterwegs erstens nicht auf Hilfe damit angewiesen bin, und zweitens kann man sich mit einem Rucksack schneller in einer Menge verlieren, als wenn man einen riesigen Rollkoffer hinter sich herzieht. Nicht, dass es schonmal nötig gewesen wäre. Aber gut zu wissen, dass ich theoretisch schnell weg sein kann.

Aber es gibt natürlich auch jede Menge Länder, in denen man mindestens so sicher ist wie in Deutschland – wenn nicht noch sicherer. Japan ist auf jeden Fall so ein Land, das auch noch prima auf Alleinreisende eingerichtet ist. Europas Hauptstädte lassen sich auch problemlos alleine erobern und sind gerade für Anfänger in Sachen alleine reisen eine gute Wahl. Das Magazin GEO empfiehlt außerdem speziell zum Alleinreisen Island, Costa Rica, Vietnam, Neuseeland und Norwegen. Und schließlich gibt es ja auch noch die Option für Alleinreisen light: sich bei einer Gruppenreise anmelden und am Ende einfach noch allein ein paar Tage länger bleiben. Dann hat man schon eine Idee, wie das Land “funktioniert” und bereits den ein oder anderen praktischen Tipp vom Reiseleiter bekommen. Viele Reiseveranstalter machen so etwas gerne möglich. So oder so: Gute Reise!

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